Wann ist ein Spiel noch ein Spiel?

Einschätzungshilfen bei Interaktionen Hund & Hund

In unseren aktiven Welpenspielgruppen vermitteln wir den Hundehaltern u.a. das rechtzeitige Erkennen zu lernen, wann es sich bei einer Interaktion um ein Spiel handelt und wann bzw. wie sollte der Hundebesitzer in die Interaktion eingreifen.

Bereits in den ersten Welpenspielstunden zeigen wir den Aufbau und das Anwenden des Kommandos „Genug“. Im Welpenalter können sich die jungen Hunde nur bedingt selbst regulieren, geschweige denn runterfahren. Darum heißt es, spielen ja – aber der Mensch bewacht das Spielverhalten und unterbricht dieses, wenn der Welpe im Erregungslevel zu schnell hochfährt, ungehemmt die Zähne anwendet, den anderen Welpen rumschüttelt usw.

Denn nicht jede Spielinteraktion hat wirklich noch mit einem Spiel zu tun. Es ist daher sehr wichtig, dass der Hundebesitzer die Sprache seines Welpen und die der anderen Hunde richtig deuten kann und in entscheidenden Moment die Interaktion auf eine ruhige aber bestimmende Art unterbricht. Nach einer kleinen Ruhepause kann dann ggfs. weitergespielt werden.

 

🐶 Was ist ein Spiel?

👍 Ein Spiel ist eine Mischung aus verschiedener Verhaltensreaktionen und spezifischen Spielsignalen, es ist auch Emotion und ein mentaler Zustand!

👍 Ein Spiel ist immer eine Mischung aus verschiedenen Verhaltensreaktionen ohne Ernstbezug!

Foto 1 eine schöne Spielaufforderung

 

- jugendliche und adulte Verhaltensreaktionen gemischt

- ohne Ernstbezug

- ohne Angst

- Spielsignale (Vorderkörpertiefstellung „Play Boy“)

- Selbst-Einschränkung

- Rollentausch

- übertriebene Bewegungen

Foto 2 übertriebene Spielbewegung

 

🐶 Welche Spielformen kann man gut unterscheiden?

Grob sortiert kann man Spiele in drei wichtige Kategorien einteilen:

👍 Objektspiel (Ball, Spielzeug o.ä.)

👍 Soziales Spiel (zwei oder mehrere Hunde)

👍 Spielkämpfe (viele Elemente einer aggressiven Auseinandersetzung)

 

Foto 3 Ansatz Spielkampf zweier Hunde

 

 

🐶 Welche wichtigen Funktionen erfüllt das Spielen in der Entwicklung eines Hundes?

Spielen erfüllt bei Hunden verschiedene Funktionen:

👍 Erkundungsverhalten (z.B. bei Objektspielen)

👍 Flexibilität des Verhaltens

👍 Trainieren von Verhaltensreaktionen (besonders bei Spielkämpfen)

👍 Trainieren von Kommunikation

👍 Feineinstellung der Signale wird eingeübt

👍 Fließender und beständiger Austausch von extrem kurzen Blickkontakten

👍 Körperliche und mentale Auslastung

👍 Gewöhnung an andere Hunde

👍 Erkennen und Akzeptieren von Grenzen

 

🐶 Welche Rolle spielt das Begrüßungsritual?

Die Begrüßungsqualität entscheidet über den Verlauf der Begegnung zwischen den Hunden und kann an Körpersignalen gut gelesen werden.

Grob betrachtet kann man den ersten Annährungsprozess bereits gut einschätzen, ob er nun positiv oder ehe kämpferisch ausgetragen wird. Dieser Prozess wird mit zunehmendem Alter der Welpen immer wichtiger & präsenter werden. Es gibt natürlich viele Spielmischformen in dem spielerischen Miteinander und es kommt gerade später in den Junghund-Entwicklungsphasen oder bei adulten Hunden darauf an, ob einer der Hunde dann doch den anderen beschwichtigen wird oder aber beide Hunde wollen „sich nichts schenken“ und ihre Kräfte unbedingt gegenüber stellen.

Sehr häufig ist in einem objektbezogenen Spiel dann das Objekt selbst Anlass genug, um dem Kontrahenten zu signalisieren: ich bin stärker, mir gehört der Ball oder Kauknochen.

Unten aufgeführt haben wir in beiden Fällen Entspannte und Angespannte Begrüßung die einzelnen Merkmale gelistet, auf die zu achten sich lohnen würde bei allen Hundebegegnungen.

 

 

Foto 4 entspannte Begrüßung

Foto 5 angespannte Annährung

 

 

🐶 Wann ist ein Spiel noch ein Spiel?

Man kann man bei der Einschätzung der Interaktionen eine klare Unterscheidungsregel gelten lassen:

 

  Wechseln die Rollen der Welpen sich ständig ab, heißt, mal ist der eine der Jagende, mal der andere, kann man von einem Spielablauf sprechen.

   Ist es aber immer der gleiche Welpe/Hund, der von den anderen „gejagt“ wird, sollte der Hundehalter ruhig einschreiten und die Interaktion beenden lassen!

Ergänzend zur Übersicht der angespannten und entspannten Begegnungsmerkmale führen wir unter noch eine detaillierte Liste aller körperlichen Merkmale, die man im Auge behalten sollte. Die unten aufgeführten Merkmale in der Tabelle wurden in Form von Ampelzuordnung gegliedert und vereinfachen so das Erkennen einer Eskalation. An welchen Körpersignalen und Verhaltensreaktionen man ablesen kann, ob ein Spiel tatsächlich noch ein Spiel ist oder bereits auf dem Weg zum sozialen Konflikt, zur aggressiven Auseinandersetzung ist? Die „Ampel“ gibt einen Rahmen für individuelle, situationsbezogene Entscheidungen. Wann soll der Mensch in das Spiel der Hunde eingreifen, wann soll er dieses auf jeden Fall unterbrechen, wann entschärft sich eine Situation ganz plötzlich?

 

Tabelle: Hund-Hund Interaktionen und deren Merkmale

     

Spielbogen löst beim anderen Hund keine Angst aus

Zu Boden drücken- aber schnell wieder loslassen

Zu Boden drücken und nicht loslassen

Spielpartner ist deutlich gestresst oder ängstlich,  weil er ständig unterworfen wird

Seitliche Bewegungen des Rückens - gerade bei hohen Geschwindigkeiten

Hart anrempeln - weiche Rückenlinie

Hart anrempeln – erstarren des anderen Hundes

Häufiges, einseitiges Aufreiten eines Hundes, der andere Hund versucht  zu fliehen

Übertriebene Bewegungen („Clown“ Gesicht)

Anstieg des Erregungsniveaus, ohne Phasen der Entspannung, erregtes Bellen

Hohes Erregungsniveau, eskalierendes Verhalten, keine Entspannungspause, erregtes Bellen

Lautäußerungen steigern sich deutlich Hunde unterbrechen nicht selbst, Dynamik nimmt schnell zu

Ruhiges Spielen mit wechselndem Ablauf  Spiel mit den Vorderpfoten

Grobes Spiel mit kurzen Aufreiten

„Bulling“ - Einschüchtern eines einzelnen Hundes

Kopf und Kinn auf Schulterbereich, wird immer abgewehrt

Rute niedrig halten - langsames Wedeln Ausgeglichenes Spiel mit Rollentausch

Rute immer oben halten, Halsbeißen und  loslassen wenn der andere Hund unten liegt, Belauern                  

Spielpartner reagiert gestresst oder ängstlich ständiges Hetzen, Rempeln, Belauern, Anbellen

vertikales Spielen länger als wenige Sekunden, ständiges Hetzen, Rempeln, Belauern   

Hunde stoppen immer wieder kurz

Stresszeichen bei einem der Hunde Kiefer fest geschlossen

Hund läuft zu seiner Bezugsperson / zu anderen Menschen, schutzsuchend, evtl. mit Hochspringen und sich Klammern

Steigendes Erregungsniveau Zu Boden drücken und unten halten länger als 5 Sek, der andere Hund winselt

Entspannte Kopfpartie,   Augen offen und lebhaft, tapsiges Hochspringen    

Speicheln nimmt zu, weißer Halbmond der Augen, Wegschauen, Züngeln,  „Stressgesicht“ Pupillen erweitert

Rückenhaare komplett aufgerichtet Halsbeißen und den anderen Hund rumschütteln, starkes Speicheln

zwanghaftes Verhalten (z.B. in die Rute beißen), oft ein Indikator für einen Konflikt zwischen Annährung und Meiden

Hunde schnüffeln sich ab, im Bogen laufen 

Kratzen, Buddeln, Schnüffeln nimmt zu, Fell abschütteln, Gähnen

Häufiges Nießen, Gähnen, Buddeln aus dem Spiel, Häufiges Einfrieren

Pfote auf Rücken legen wird von dem anderen Hund heftig abgewehrt

Gemeinsames Spiel mit einem Spielzeug 

Spielzeug wird verteidigt, geknurrt

Spielzeugabgabe wird  heftig abgewehrt

Ressourcenverteidigung ungehemmt!

 

 

Was sollten die Hundehalter bereits bei Phasen Gelb Orange - Rot tun?

👍 Hunde umorientieren (weggehen und rufen, abrufen)

👍 Wenn ein Abbruchkommando (wie z.B. „Genug“ oder Schluss) aufgebaut wurde, auch dieses einsetzten

👍 Optische Ablenkung (beiseite gehen und so tun, als wenn ein Superobjekt am Boden liegen würde o. ä.)

👍 im Bogen um die Gruppe gehen, herumlaufen

👍 durch die Hundegruppe laufen

👍 evtl. Jacke, Rucksack o.ä. schwenken

👍 Anlaufstellen für ängstliche Hunde bieten, d.h. nicht den Hund wegschicken oder weggehen!

👍 abgerufen werden sollte der offensiv agierende Hund, nicht der unsichere, ängstliche Hund

👍 für die ängstlichen Hunde ist es besser, wenn der Mensch den offensiven Hund wegschickt

 

🐶 Was sollten Hundehalter vermeiden?

Folgende Vorgehensweisen sollten Hundehalter bei konfliktreichen Interaktionen der Hunde dringend unterlassen:

 Keine Wurfketten, Klapperbüchsen, Diskscheiben in einer Hundegruppe einsetzen!

 Aggressives Verhalten der Menschen wie Brüllen, Schlagen und Treten unterlassen! Dieses Verhalten ist oft der Auslöser für eine aggressive Auseinandersetzung zwischen den Hunden („Öl ins Feuer gießen“) 

 Schuldzuweisungen sind unnötig! Die Interaktionen der Hunde finden so schnell statt, dass man manchmal gar nicht sagen kann, wer wann angefangen hat, ein aggressives Verhalten zu zeigen.

 Hund nicht auf den Arm zu nehmen, wenn andere Hunde auf einen zukommen, sondern hinter sich platzieren!

 

 

 

 Welpenschutz gibt es nicht! Auch nicht immer in einem Hunderudel!

Darum immer hinterfragen, bevor man den Welpen von der Leine lässt, ob der andere Hund Welpen toleriert, oder eher diese nicht mag. Besteht ein Zweifel darüber, ob der Hund mit Welpen kompatibel ist, sollte auf eine gemeinsame Interaktion / Kontakt besser verzichtet werden.

Viel Spaß mit Euren Hunden wünscht Euch Doro & DGHunde Team       

 

Kontakt

Kontakt DGHunde-Schule

Dorothea Gawol, Gründerin & Geschäftsführerin

Staatliche anerkannte Tierpsychologin (ATN), Hundetrainerin und behördlich anerkannte Sachverständige nach § 4 Abs. 1 DVO LHundG NRW

Tierpsychologin Qualifikation   Logo des Verbandes der Tierverhaltensberater und -trainer e.V.

 

Direktkontakt

mobil: 0151 / 1537 1093 

E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! 

 

Die Hundeschule DGHunde ist anerkannter Praktikumsbetrieb der Akademie für Tiernaturheilkunde Schweiz, ATN AG.

Die ATN AG ist vom Bundesamt für Veterinärwesen (BVET) als Ausbildungsstätte zur Ausbildung von Personen anerkannt, die Hundehalter nach Art. 205 TSchV ausbilden.